Die 4 Phasen des Lernens und wie Führungskräfte dieses Wissen einsetzen.
Wie lernen wir?
Menschen sind Gewohnheitstiere und sobald unser Gehirn etwas verstanden hat, das funktioniert, wird es nicht weiter in Betracht gezogen. Verhaltensmuster werden in der Regel nicht verändert, wenn nicht unbedingt nötig. Wenn wir jedoch etwas neues lernen, liegt es genau daran, einen anderen Denkweg auszuprobieren. Albert Einstein formulierte es sehr passend:
„Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“ Wenn wir andere Ergebnisse erwarten, also etwas neues lernen, müssen wir Dinge verändern und das beginnt meist in unserem Kopf. Man spricht von den 4 Phasen des Lernens.
Das bedeutet, dass wir beim Lernen von etwas Neuem im Allgemeinen vier verschiedene Phasen durchlaufen.
Die 4 Phasen des Lernens
Die erste Phase des Lernens nennt man die Phase der unbewussten Inkompetenz. Das ist der Moment, in dem wir nicht einmal genug wissen, um zu erkennen, wie viel wir nicht wissen. Wir sind so unbewusst, dass wir nicht einmal erkennen, dass es überhaupt etwas zu lernen gibt.
Menschen lernen nicht linear, sondern von Stufe zu Stufe. Wir lernen in Schritten, in kleinen Schritten, um die Motivation und das Interesse möglichst hochzuhalten. Die zweite Phase des Lernens wird als bewusste Inkompetenz bezeichnet. Das ist die Phase, in der uns bewusst wird, was wir nicht wissen, und in der wir unseren Mangel an Wissen erkennen. Es ist die Phase, in der wir ein wenig frustriert über uns selbst sind, denn jetzt, wo wir etwas wissen, wollen wir auch etwas damit anfangen.
Und das ist unser Trigger: Wir wollen jetzt etwas lernen, weil wir verstanden haben, dass wir etwas nicht wissen. Die dritte Phase ist die bewusste Kompetenz. Dies ist die Phase, in der wir ein gewisses Maß an Fertigkeit erlangt haben und das Gelernte anwenden können. Wir beginnen zu lernen, indem wir etwas tun, Fehler machen, unsere Fähigkeiten und unser Verständnis verfeinern. Wir müssen lernen, nachfragen, nachdenken und immer weiter üben. Die Phase kostet viel Kraft und Energie, die wir aufbringen müssen, um das neu erlernte richtig anzuwenden. Ein Großteil des Lernprozesses hängt von der Motivation ab, und durch das Verständnis des Gelernten kann diese Motivation zusätzlich gesteigert werden.
Die vierte Stufe ist die Phase der unbewussten Kompetenz. Dies ist die Phase, in der wir etwas beherrschen und es tun können, ohne überhaupt darüber nachzudenken. Hier werden wir praktisch zu Experten in dem, was wir tun, und müssen nicht mehr viel nachdenken, da unser Körper automatisch weiß, wie die Dinge zu tun sind. Wir machen keine Fehler mehr und können komplexe Aufgaben mit Leichtigkeit erledigen.
Umsetzung
1. Phase: unbewusste Inkompetenz
2. Phase: bewusste Inkompetenz
3. Phase: bewusste Kompetenz
4. Phase: unbewusste Kompetenz
Um die Phasen besser zu verstehen, nehmen wir als Beispiel Auszubildende in einem Betrieb. In der 1. Phase der unbewussten Inkompetenz, wissen sie meist nicht, was auf sie zukommt. Lerninhalte und Unterrichtsmaterial sind noch unbekannt. Es kann sogar sein, dass in diesem Moment das eigene Wissen überschätzt wird.
In der 2. Phase der bewussten Inkompetenz wird ihnen bewusst, was sie nicht wissen, und sie verstehen, dass es noch viel zu lernen gibt. Vielleicht kennen sie noch nicht den Lernweg, aber es gibt ein Ziel vor Augen. Der bewusste Lernprozess startet.
In der 3. Phase der bewussten Kompetenz beginnen sie, das Gelernte anzuwenden. Ihre eigenen Kenntnisse können sie nun einschätzen. Sie machen Fehler, werden aber mit zunehmender Erfahrung auch besser.
Schließlich, in der 4. Phase der unbewussten Kompetenz, können die Auszubildenden das neu gelernte aus dem Effeff. Es wurde so häufig wiederholt, dass es jetzt automatisiert und integriert wurde in den Arbeitsalltag. Die Auszubildenden sind zu Experten geworden und können nun die Aufgaben ohne weiteres Nachdenken ausführen.
Diese 4 Phasen sind auch auf das Erlernen von etwas Neuem in jedem Bereich anwendbar. Ob im Sport, in der Musik oder beim Erlernen einer Sprache – diese Schritte müssen durchlaufen werden, um ein echter Experte zu werden. Zu verstehen, in welcher Phase wir uns gerade befinden, ist entscheidend für unsere Motivation und unseren Fortschritt.
Wie kann ich dieses Wissen in meinen Führungsalltag integrieren?
Die 4 Phasen des Lernens können auf verschiedene Weise im Führungsalltag angewendet werden. Erstens, indem wir unsere eigenen Grenzen verstehen und erkennen, in welchen Bereichen wir mehr lernen müssen. Diese Selbsterkenntnis hilft uns, unsere Teammitglieder:innen und ihre Stärken und Schwächen besser zu verstehen. Dann können wir ihnen die nötige Anleitung, Unterstützung und Prozesse bieten, die es ihnen ermöglichen, sich weiterzuentwickeln.
Als Führungskraft lerne ich zu verstehen, in welcher Phase sich die Mitarbeiter:innen befinden und welches demnach die nächste Phase sein wird. Mit dieser Erkenntnis ist man näher und konkreter bessere Entscheidungen zu treffen, die sich direkt im Arbeitsalltag ersehen lassen. Außerdem kann man einzelne Fähigkeiten stärken oder sogar neue Fähigkeiten aufbauen.
Durch den bewussten Einsatz der 4 Lernphasen im Führungsalltag können wir nicht nur unseren eigenen Lernprozess, sondern auch den unserer Teams verbessern und so für mehr Erfolg bei allen sorgen. So nutzt eine gute Führungskraft die 4 Phasen des Lernens, um ihre Ziele zu erreichen!
Das Modell der 4 Lernphasen hat das amerikanische Unternehmen Gordon Training International herausgegeben. Es wird auch als Kompetenzstufenentwicklung benannt. Für mehr Informationen kontaktiere mich gerne.