Der Zeigarnik-Effekt
Ich wollte noch einen Blogartikel über den Zeigarnik Effekt schreiben.
Ich muss unbedingt noch den Blogartikel schreiben.
Tatsächlich trage ich diese Aufgabe schon lange mit mir herum.
Dieses Phänomen, der unerledigten Aufgaben, wird durch den Zeigarnik-Effekt erklärt. Der Zeigarnik-Effekt, benannt nach seiner Entdeckerin, der russischen Psychologin Bluma Zeigarnik, besagt, dass Menschen dazu neigen, sich an unerledigte oder unterbrochene Aufgaben besser zu erinnern als an abgeschlossene Aufgaben. Bereits 1927 hat die Psychologin Bluma Zeigarnik, dies zum ersten Mal bei einem Kellner beobachtet. Dieser Effekt ist seitdem ein Eckpfeiler unseres Verständnisses von Gedächtnis und Motivation geworden.
Bluma Zeigarnik bemerkte, dass ein Kellner sich die Bestellungen viel besser merken konnte, wenn sie noch nicht abgeschlossen waren. Das heißt, sobald er Bestellungen aufgenommen und erfolgreich an den Tisch gebracht hat vergaß er schon nach einigen Minuten wieder, wer was bestellt hatte.
An Bestellungen, die hingegen noch nicht abgeschlossen waren, konnte er sich besser erinnern – und vor allem so lange bis auch diese abgeschlossen waren.
Wie wurde der Zeigarnik-Effekt untersucht?
Anschließend untersuchte die Psychologin Zeigarnik das Phänomen 1927 in einem Experiment an der Berliner Humboldt-Universität. Sie bat die Probanten:innen, Rätsel zu lösen. Die Hälfte der Versuchspersonen wurde nach der Hälfte der Rätsel unterbrochen, während die andere Hälfte die Rätsel zu Ende lösen durfte. Nach ein paar Tagen befragte sie beide Gruppen erneut und es stellte sich heraus, dass diejenigen, die unterbrochen worden waren, sich deutlich besser erinnerten als diejenigen, die ihre Rätsel vollständig beendet hatten.
Zeigarnik folgerte daraus, dass das Gehirn eine Menge an Aufmerksamkeit für Verfügung stellt. Diese Menge, die wir aber wieder abbauen, in dem Moment an dem die Aufgabe vom Gehirn als erledigt anerkannt wird.
Der Zeigarnik-Effekt basiert auf zwei Annahmen: Erstens geht er von einem inneren Druck aus, Aufgaben zu beenden. Zweitens geht er davon aus, dass mehr kognitive Ressourcen für eine Aufgabe aufgewendet werden, wenn sie unerledigt bleibt, und das führt zu einer besseren Gedächtnisleistung für diese Aufgaben.
„Der Erinnerungsvorteil lässt sich mit der Feldtheorie nach Lewin erklären: Eine angefangene Aufgabe baut hiernach eine aufgabenspezifische Spannung auf, welche die kognitive Zugänglichkeit der relevanten Inhalte verbessert. Diese Spannung wird dann mit dem Abschluss der Aufgabe abgebaut. Bei Unterbrechung kommt es zu einer Verhinderung dieses Spannungsabbaus. Durch die fortlaufende Spannung ist der Inhalt leichter verfügbar und man erinnert sich leichter daran.“ (Wikipedia)
Seit dieser Entdeckung ist der Zeigarnik-Effekt in mehreren Studien untersucht worden. In einer Studie aus dem Jahr 2009 mussten die Probanden Wortpaare lernen. Die Hälfte der Teilnehmer:innen wurde unterbrochen, nachdem sie die Hälfte der Wortpaare gelernt hatten, während die andere Hälfte ungestört blieb und die Aufgabe zu Ende brachte. Die Ergebnisse zeigten, dass diejenigen, die unterbrochen worden waren, sich deutlich besser an die Wortpaare erinnern konnten.
Wie Führungskräfte den Zeigarnik-Effekt für sich nutzen können
Wenn du den Zeigarnik-Effekt bei Dir selbst erkennst, kannst Du ihn nutzen, um Deine Produktivität zu steigern. Wenn eine Aufgabe unerledigt bleibt und noch nicht abgeschlossen ist, entsteht ein innerer Druck, der uns dazu drängt, weiterzuarbeiten.
Der Zeigarnik-Effekt wird heute in vielen Bereichen genutzt – zum Beispiel in der Ausbildung oder beim Lernen. Indem man große Aufgaben in kleinere Teile zerlegt und sie an einem bestimmten Punkt unterbricht, kann man sie sich leichter merken und verstehen. Kleine Erfolge geben uns außerdem Befriedigung und können dazu beitragen, uns zu motivieren.
Der Zeigarnik-Effekt ist ein faszinierendes Phänomen. Er zeigt uns, wie nützlich es sein kann, Aufgaben in kleinere Teile zu zerlegen und die Bedeutung von Unterbrechungen zu erkennen, um sich Informationen besser merken zu können.
Auch im Marketing und in der Werbung wird der Effekt genutzt. Denn wenn ein Kunde einen Kaufprozess beginnt, sorgt der Zeigarnik-Effekt dafür, dass der Kunde sich daran erinnert – bis er ihn abgeschlossen hat.
Die negative Seite des Zeigarnik-Effekts
Die negative Seite des Effekts kann uns aber auch einholen. Gerade als Führungskraft ist es wichtig, Aufgaben und Problemstellungen im Kopf an der richtigen Stelle zu parken, um uns nicht ständig daran zu erinnern. Frustration und Angst können entstehen, wenn wir nicht zu Ende bringen, was wir angefangen haben. Eine konsequente und vorausschauende Planung kann viel dazu beitragen, die Fallstricke des Zeigarnik-Effekts zu vermeiden. Besonders geeigent sind dafür To-do Listen. Dort werden die Aufgaben untergebracht und sind wenigstens für unser Gehirn geordnet, so dass der Zeigarnik Effekt ausgetrickst werden kann. Solche Listen können am besten in gut organisierten Apps angelegt werden, wie z.B. Todoist.
Mit dem Wissen über dieses Phänomen und einer aufmerksamen Planung kannst du den Zeigarnik-Effekt zu Deinem Vorteil nutzen.
Nutze für Dich den Effekt!
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Zeigarnik-Effekt ein interessantes Phänomen ist, das sowohl für die Produktivität als auch für das Verständnis genutzt werden kann. Wenn wir den Zeigarnik-Effekt verstehen und erkennen, können wir unsere Zeit besser nutzen und unsere Produktivität steigern.
Jetzt, wo ich diesen Blogartikel über den Zeigarnik-Effekt geschrieben habe, kann ich ihn endlich von meiner Liste abhaken! Für mehr Hacks für Führungskräfte kontaktiere mich gerne.